Jeder
will alt werden, aber niemand will alt sein.
Warum tun wir uns so schwer mit dem Alter? Meist hängt das damit
zusammen, dass wir ein negatives Bild vom Alter haben: Wir verknüpfen Altsein mit Krankheit, Vergesslichkeit, Schmerzen. Die
meisten von uns sehen vor sich ein schrumpliges altes
Weiblein, das zusammengekrümmt und schwarz gekleidet auf einer Bank sitzt oder
einen alten "Tattergreis", der sich auf seinen Stock gestützt durch
den Park bewegt.
Laut neuerer Untersuchungen spuken schon in den Köpfen von
sechsjährigen Kindern negative Phantasien von den bedauernswerten senilen
Alten. Bei solch negativen Bildern müssen wir uns natürlich dagegen wehren, alt
zu sein. Nun können wir natürlich trotz aller immer wiederkehrender
Pressemeldungen, dass nun endlich ein Mittelchen gegen das Altern gefunden sei,
nichts gegen das zunehmende Älterwerden tun.
Wir können jedoch unsere Einstellung zum Älterwerden und zum
Alter beeinflussen und damit haben wir schon viel gewonnen. Wie heißt es doch:
Man ist so alt, wie man sich fühlt. Und wie man sich fühlt, darüber entscheiden
unsere Gedanken und Einstellungen. Und natürlich können wir durch unser
Verhalten sehr viel dazu beitragen, den körperlichen und geistigen
Alterungsprozess zu verlangsamen.
Tatsachen
zum Alterungsprozess
Ein Mensch bleibt von einem Tag auf den anderen keinesfalls
derselbe. Moleküle, Zellen, Gewebe und Organe erneuern sich ständig. Innerhalb
eines Jahres ersetzt unser Organismus 98 Prozent all seiner Atome. Doch im
Laufe der Jahre wird unser Organismus träger. Unsere geistige und körperliche
maximale Leistungsfähigkeit erreichen wir mit 25 bis 30 Jahren. Danach bauen
wir kontinuierlich ab.
Die Leistungsfähigkeit unserer Organe läßt
nach. Unser Gehirn verliert ca. 10 Prozent seines Gewichtes, was jedoch nicht
zu einer Einschränkung der Gehirnaktivität führen muß!
Alte Menschen verlieren nur geringfügig an geistigen Fähigkeiten und diese sind
für das intellektuelle Funktionieren bedeutungslos. Untersuchungen haben
ergeben, dass ältere Menschen sogar noch große Reserven in den Leistungen
aufweisen, die mit dem erworbenem Wissen zusammenhängen.
Trainingsprogramme können beispielsweise Gedächtnisleistungen erheblich
steigern. Mit fortschreitendem Alter sinkt auch die Schwelle, oberhalb derer
Töne nicht mehr gehört werden können. Zwei Drittel unserer Geschmacksknopsen
auf der Zunge und das Aufnahmevolumen der Lunge nehmen ab. Unser Muskelgewebe
schwindet und die Fettschicht nimmt zu. Die Knochen werden spröder und die
Gelenkknorpel nutzen sich ab. Die Linsen verhärten sich und wir brauchen eine
Lesebrille. Falten und Altersflecken machen sich auf der Haut breit. Das Herz
pumpt mit zunehmendem Alter weniger Blut durch den Körper. Die Nieren benötigen
mehr Zeit, um das Blut zu filtern. Wir benötigen möglicherweise länger, um
sexuell erregt zu werden.
Ab wann
ist man alt?
In der Altersforschung teilt man heute die "Alten"
immer mehr ein in "Junge Alte", die aktiv, engagiert, vielseitig
interessiert, körperlich und geistig leistungsfähig sind, und in "alte Alte",
die hilfs- und pflegebedürftig und meist jenseits des
75. Lebensjahres sind. Während man 1972 Menschen schon mit 50 Jahren zum alten
Eisen zählte, neigt man heute dazu, erst die 70-Jährigen dazuzuzählen.
Aber wie bei allem, bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. Es gibt junge
Menschen, die bereits still stehen und in ihren Verhaltensweisen uralt sind,
und Menschen, die weit über 80 Jahre alt sind und vor Vitalität nur so
strotzen.
Man wird nicht alt, weil man eine gewisse Anzahl Jahre gelebt
hat. Man wird alt, wenn man seine Ideale aufgibt. Die Jahre zeichnen die Haut -
Ideale aufgeben aber zeichnet die Seele. Jung ist, wer noch staunen und sich
begeistern kann. Ihr seid so jung wie euer Glaube und eure Hoffnung und so alt
wie eure Zweifel und eure Niedergeschlagenheit.
- Mc Arthur -
Deshalb sollten wir uns von unserer eigenen Anzahl von Jahren,
die wir auf dem Buckel haben, nicht negativ beeinflussen lassen. Wir sollten
denken: "Ich bin 75 Jahre alt, na und". Oder aber: "Ich bin 80
Jahre alt und möchte vom Leben ... haben". Entscheidend ist nicht die
Anzahl der Jahre, sondern das, was wir tun, als Ziel vor Augen haben und wie
wir unsere Fähigkeiten einschätzen. Durch Bemerkungen wie "Du in deinem
Alter willst noch ... tun" sollten wir uns nicht erschüttern lassen. Dies
ist eher als Kompliment zu verstehen: Wir passen nicht in das gängige Bild vom
Alten, wir sind in unserem Herzen jung geblieben.
Wie wir
den Alterungsprozess beeinflussen können
Wir können ganz bewusst den Alterungsprozess verlangsamen - und
zwar ohne Frischzellen und Tinkturen. Unsere Einstellung zum
Älterwerden ist der Schlüssel hierzu. Wenn wir überzeugt sind, dass
wir mit den Jahren zwangsläufig vergesslicher werden, dann wirkt diese
Erwartung quasi wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Unser Lebenszyklus ist jedoch eher durch gesellschaftliche Regeln festgelegt
als biologisch. Wir brauchen uns nur neue Regeln und Erwartungen für das
Älterwerden zu formulieren, dann werden wir uns anders fühlen und verhalten.
Dann werden wir keine Angst vor den zukünftigen Geburtstagen haben und auch
mehr dafür tun, um gesund zu bleiben. Erinnern Sie sich daran, dass viele der
körperlichen Veränderungen nicht zwangsläufig durch das Älterwerden entstehen,
sondern durch Krankheiten. Wenn Sie die Veränderungen jedoch als zwangsläufig
ansehen, werden Sie nichts dagegen unternehmen.
Was tun,
um im Alter fit zu bleiben und das Älterwerden zu genießen?
10 Tipps für mehr Spaß und Freude am Alter
1. Legen Sie sich eine positive Einstellung zu.
Sie stehen nicht auf dem Abstellgleis, wenn Sie sich nicht dort hinstellen.
Suchen Sie nach einer Aufgabe. Sie kann darin bestehen, dass Sie etwas
erschaffen und aktiv sind, dass Sie sich nützlich machen, indem Sie anderen
helfen. Begegnen Sie der Welt mit der Einstellung: "Ich bin so und so ...
alt und ich möchte noch ... erleben".
Sollten irgendwelche Beeinträchtigungen auftreten, begegnen Sie diesen mit der
Einstellung: Wie kann eine positive Lebensbewältigung aussehen? Was kann ich
dennoch tun, was kann ich dagegen tun?
2. Halten Sie sich die Vorteile des Älterwerdens vor Augen.
Sie sind weiser, haben mehr Lebenserfahrung und sind nicht mehr so leicht zu
erschüttern. Äußerlichkeiten sind nicht mehr so wichtig. Sie brauchen nicht
mehr so viel Rücksicht auf die Familie zu nehmen, können sich eher erlauben,
nach Ihren Bedürfnissen zu gehen. Sie können sich die Zeit anders einteilen.
Welche Vorteile fallen Ihnen noch ein?
3. Bleiben Sie flexibel.
Probieren Sie immer mal wieder etwas Neues aus. Suchen Sie nach neuen Interessen,
pflegen Sie den Kontakt zu unbekannten Menschen, fahren Sie an einen anderen
Urlaubsort, gehen Sie mit der Technik und kaufen sich den neuesten Computer.
4. Trainieren Sie Ihr Gedächtnis.
Ihr Gehirn kommt wie ein Muskel außer Training, wenn Sie es nicht fordern. In den
Volkshochschulen gibt es Gedächtnistrainingskurse, in der Buchhandlung finden
Sie Bücher zum Gehirnjogging.
5. Trainieren Sie Ihren Körper.
Viele der oben aufgeführten körperlichen Veränderungen können Sie ganz bewusst
durch Ihr Verhalten beeinflussen. 3 Stunden Ausdauertraining pro Woche genügen,
damit bei einem 70-jährigen Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel ebenso
leistungsfähig sind wie bei einem (untrainierten) 40- bis 50-jährigen. Laufen
Sie dem Alter davon, indem Sie sich regelmäßig bewegen.
Besser noch: Laut Prof. Hollmann genügen 10 bis 12 Wochen
Anstrengung, um einen untrainierten 60-jährigen so leistungsfähig wie einen
untrainierten 40-jährigen zu machen. Es ist also nie zu spät. Am besten ist
eine Mischung aus Ausdauer- und Krafttraining. Das muss jedoch Spaß machen,
denn wenn man widerwillig Sport macht, dann verfehlt der Sport seine positive
psychologische Wirkung auf unseren Körper.
6. Nehmen Sie am Leben teil - bleiben oder werden Sie aktiv.
Die meisten der alten und fitten Menschen führen bis zu ihrem Tod ein
geschäftiges und aktives Leben. D.h. sie nehmen am Leben teil und schließen
sich nicht aus, nur weil sie ein gewisses Alter haben. Wenn Sie nicht aktiv
sind, dann leben Sie nicht (mehr). Wie sagte doch A. Carrel:
Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben,
sondern den Jahren mehr Leben.
Genau dies ist auch das Thema des Videos
Die Kunst zu leben. Schauen Sie rein und lassen sich inspirieren.
7. Bleiben Sie offen für Neues und Unbekanntes
Die Fähigkeit, sich auf Neues einzustellen und keine Angst vor Veränderungen zu
haben, kann man trainieren. Voraussetzung: man übt sich darin, immer wieder
Neues auszuprobieren und sich auf Gebiete vorzuwagen, die neu für einen sind.
Dass einem dabei Fehler passieren, man hinfällt, man sich blamiert, man sich in
den Augen anderer vielleicht sogar lächerlich macht, das kann passieren. Wer
jedoch nichts dazulernt, bleibt erst stehen und mit der Zeit baut er ab.
Bleiben Sie also offen für das Neue.
Wohl denen, die gelebt, ehe sie starben.
Inschrift auf dem Grabstein der Dichterin Marie Luise Kaschnitz.
8. Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise.
Meiden Sie Nikotin, zu häufigen und starken Alkoholgenuss und zu starke und zu
lange Sonneneinstrahlung. Die lässt Sie nämlich nach einigen Jahren ganz schön
alt aussehen, mal ganz abgesehen davon, dass Sie Hautkrebs bekommen können.
9. Lachen Sie viel und häufig.
Lachen ist eine wertvolle Zutat für das körperliche und seelische Wohlbefinden
und das Aussehen. Mehr darüber, warum
Lachen gesund ist und viele Witze,
die Sie zum Schmunzeln bringen können.
10. Pflegen Sie Ihren Bekannten- und Freundeskreis
In Italien sagt man, ein Abend mit Freunden am Tisch verlängere das Leben um
ein Jahr. Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen die Ansprache, das
Sich-Austauschen, die Wärme und Nähe anderer Menschen - und das in jedem Alter.
Haben
Sie keine Angst, alt oder älter zu werden,
das ist die Voraussetzung für ein langes Leben.